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Mann springt zur Eisüberholung

Foto von Alex Majoli / Magnum Photos / Agentur Photos

Wie wir für unsere Zukunft Ressourcen sammeln

Biologische Systeme haben außergewöhnliche Kräfte: In ihrer Vielfalt und Vernetzung einzelner Systemteile sind sie hocheffiziente Ressourcennutzer und dazu in der Lage, sich selbst zu steuern. Sie sind anpassungsfähig und haben ausreichend Puffer eingebaut.

Gesunde Ökosysteme können daher im Fall von Krisen oder Schocks ihre zentralen Funktionen schnell wiederherstellen.

Manchmal geschieht das durch Rekonstruktion vorheriger Strukturen und Beziehungsmuster, manchmal durch ihre Neukonfiguration.

Diese Widerstands- und Regenerationsfähigkeit eines Ökosystems nennt man Resilienz. Das Gegenteil davon ist Vulnerabilität (Verwundbarkeit).

Auch Menschen können sehr resilient sein. Die Psychologie beschreibt nicht nur individuelle Merkmale, sondern auch stabile Beziehungen, in die Menschen eingebettet sind, als zentrale Voraussetzungen für Resilienz: ein realistisches Selbstbild, ein Zugang zu Gefühlen und die Zuversicht, gute Wege zur Erreichung von Zielen finden zu können.

Resiliente Menschen erachten ihr Leben als sinnvoll und haben erfahren, dass sich etwas ändert, wenn sie handeln.

In der Soziologie wiederum wird diskutiert, wie Gesellschaften Schocks und Risiken nicht nur bewältigen, sondern auch aus ihnen lernen können mit dem Ziel, sich an zukünftige Herausforderungen anzupassen oder sich entsprechend zu transformieren.

Resilienz ist in diesem Zusammenhang definiert als die Fähigkeit, Schocks und anhaltenden strukturellen Veränderungen so zu begegnen, dass das gesellschaftliche Wohlergehen erhalten bleibt, ohne das Erbe künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Daher sollte unsere Gesellschaft auf nachhaltige Weise belastbar sein.

Joint Research Center, Europäische Kommission

Wie Wissenschaften uns Erneuerung lehren können

Allen Konzepten von Resilienz ist gemein, dass sie das Verhalten einzelner Menschen oder einzelner Elemente immer im Zusammenhang mit den sie umgebenden Systemen betrachten und analysieren. 

Das Problem ist, dass zu viele von uns sich von der Natur abgekoppelt zu haben scheinen und vergessen haben, dass unsere Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend mit dem Planeten verbunden sind. Resilienz ist daher ein Versuch, ein neues Verständnis dafür zu schaffen, wie Mensch und Natur inmitten von Veränderungen interagieren, sich anpassen und gegenseitig beeinflussen.

Stockholm Resilience Centre

Auch spielt Unwissenheit in allen Perspektiven eine Rolle, da die Vorsorge gegenüber Risiken im Zentrum steht: Eingebaute Puffer können auch Sparguthaben oder verlässliche soziale Sicherungssysteme sein oder die Fähigkeit und Bereitwilligkeit umfassen, neue Dinge zu lernen und zu tun.

Und allen Perspektiven ist gemein, dass gewünschte zukünftige Entwicklungen den Reaktionen in der Krise eine Richtung geben.

Wenn wir Resilienz stärken wollen in den gesellschaftlichen und natürlichen Systemen, in denen wir leben und die unser Wirtschaften und unser Miteinander bestimmen, müssen auch die Erzählungen hinter den mathematischen Weltbeschreibungen der Ökonomie transparent gemacht werden. Nur so können die eingebauten Annahmen, Werte, Wertungen und Risikoabwägungen Teil des gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses über vielversprechende Maßnahmen und Wege in wünschenswerte Zukünfte werden.

Dieses Systemwissen für ein gutes Wirtschaften und Leben im 21. Jahrhundert lässt sich aus den Wissenschaften zu Mensch und Natur ableiten. Es sollte Ausgangspunkt der Lösungssuche werden.

Als Reaktion auf die verschiedenen zwingend notwendigen Veränderungen, die sich aus der gegenwärtigen Situation ergeben, wird die Universität einen neuen Zweck annehmen müssen: Sie könnte verstanden werden als das Mittel zur Steigerung der Fähigkeit einer Gesellschaft, sich kontinuierlich selbst zu erneuern.

Erich Jantsch, Club of Rome, 1972

Theorie und Praxis: Wer forscht und arbeitet dazu?

Quellen

Bröckling, Ulrich. 2017. Resilienz. Über einen Schlüsselbegriff des 21. Jahrhunderts. Soziopolis.de 24. Juli

Endreß, Martin und Andrea Maurer, Hrsg. 2015. Resilienz im Sozialen: Theoretische und empirische Analysen. VS Verlag für Sozialwissenschaften

Göpel, Maja. 2016. The Great Mindshift: How a New Economic Paradigm and Sustainability Transformations Go Hand in Hand. Berlin: Springer International Publishing

Göpel, Maja. 2020. Unsere Welt neu denken. Ullstein Verlag

Jantsch, Erich. 1972. Inter- and Transdisciplinary University: A Systems Approach to Education and Innovation. Higher Education Vol. 1. 7–37

Joint Research Center (EU Science Hub), Europäische Kommission

Stockholm Resilience Centre