Redefining the Possible
Social Imagination
Redefining the Possible
Social Imagination
Träumen können wir Menschen nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tag. Viele unserer Entscheidungen und Handlungen sind von der Frage begleitet, welches Ergebnis wir uns vorstellen oder wünschen und wie wir die Erfolgschancen einschätzen. Gerade in größeren Zusammenhängen spielen diese Visionen und Szenarien eine wichtige Rolle: persönliche oder wissenschaftlich gestützte Vorstellungen davon, wie die Dinge verlaufen könnten und was passieren müsste, damit sie umgesetzt werden können.
Damit nimmt die Imagination – oder auch Visionsentwicklung – eine Schlüsselfunktion in der Transformationsforschung ein: Nur wenn wir ein Bild (imago) davon haben, wie es am Ziel aussehen soll, können wir auch Veränderungen darauf ausrichten.
Imagination kann so auf drei Ebenen wirksam werden: Wir können unser Leben als Individuen verändern und uns kreativ in Wandlungsprozesse einbringen. Organisationen können ihre Ziele neu ausrichten und als soziales Gebilde ihre Mitarbeiter*innen dafür begeistern. Und auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist die Frage nach einer wünschenswerten Zukunft häufig mit dem Gemeinwohl verbunden: Chartas zu Menschenrechten, Verfassungen von Gesellschaften, aber auch übergeordnete Strategien wie die globalen Nachhaltigkeitsziele geben hier recht stabile Rahmen vor für die Überlegung: Wohin möchten wir gemeinsam steuern?
Doch welche Wege sich am besten zur Zielerreichung eignen, ist weder universal gültig noch über die Zeit unveränderlich.
Dennoch scheinen gerade Krisenzeiten den Wunsch nach Kontrolle und Vorhersagbarkeit zu stärken. Halt wird in bestehenden Lösungen, Wegen und Modellen gesucht, nicht in übergeordneten Zielen.
In Umbruchzeiten wie heute reicht das nicht aus. Denn schließlich sind die Krisen aus dem Bestehenden hervorgegangen: Sie zeichnen sich eben dadurch aus, dass bisherige Maßnahmen oder Lösungen nicht mehr funktionieren.
Unsere heutige Welt unterscheidet sich fundamental von der Welt vor 250 Jahren, als die industrielle Revolution begann. Und doch suchen wir heute vorwiegend mit der damaligen Sichtweise auf die Welt nach Lösungen. Wir haben vergessen, unsere Denkmuster auf ihre Tauglichkeit für die Gegenwart zu prüfen. Sie zu hinterfragen macht den Blick auf die Hebel frei, mit denen wir aus der Krise in die Zukunftsgestaltung im 21. Jahrhundert kommen.
„Social Imagination“, die soziale Vorstellungskraft, hat eine lange und faszinierende Geschichte. Die Tradition des utopischen Denkens reicht von Platon über Thomas Moore und Francis Bacon bis in die Gegenwart. Viele Dinge, die wir heute für selbstverständlich halten, sind die Erfolgsgeschichte real gewordener sozialer Vorstellungskraft.
Wir leben in hochgradig komplexen Zeiten, in den vielfältigsten Lebensräumen. Um diese zu gestalten, brauchen wir mehrere Weisen des Erkennens gleichzeitig und zudem die Fähigkeit, uns ebenso frei wie situationsadäquat zwischen ihnen entscheiden zu können. Es bedarf einer bewusst gestaltbaren Biodiversität des Erkennens.
Am THE NEW INSTITUTE verstehen wir „Social Imagination“ als einen ganzheitlichen Ansatz, in dem Geistes-, Sozial-, und Naturwissenschaften zusammenfinden und Wissenschaft aufmerksam in die Gesellschaft hineinhört. Nur so können wir systemische Dynamiken in Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaft im 21. Jahrhundert angemessen antizipieren und das Mögliche neu definieren.
Civic Imagination: Activation of Participatory and Co-Production Paths
Bologna, the City with a ‘Civic Imagination Office’
Speculative Everything: Design, Fiction, and Social Dreaming
Economists for Future Deutschland
Singapur: Centre for Strategic Futures
Finnland: Committee for the Future
Fridays for Future
Wales: The Future Generations Commissioner for Wales
The FutureFest
Wales: Well-being of Future Generations Act 2015
Quellen
Graupe, Silja. 2020. Der Gemeinsinn als dynamisches Fundament von Wirtschaft und Gesellschaft. Working Paper Serie der Institute für Ökonomie und für Philosophie, Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung 59 (Mai)
Göpel, Maja. 2016. The Great Mindshift: How a New Economic Paradigm and Sustainability Transformations Go Hand in Hand. Berlin: Springer International Publishing
Göpel, Maja. 2020. Unsere Welt neu denken. Ullstein Verlag
Central Saint Martins College Videostream, with Geoff Mulgan. 2021. Reawakening the Social Imagination: Designing a Global Alliance for Creative Action and Renewal
Mulgan, Geoff. 2020. The Imaginary Crisis. Working Paper